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STARKwerden in der Presse

Hier finden Sie einige Presseartikel, die Ihnen verschiedene Einblicke in unsere Arbeit geben. 

Gemeinsame Sprache schafft Vertrauen

In Philippsburg setzen sich Fachkräfte für Kinder mit Migrationshintergrund ein

Gemeinsame Sprache schafft Vertrauen

Philippsburg. Sie wollen Kindern helfen und Familien zu einem eigenverantwortlichen Leben verhelfen. Swetlana Beitel, Rahmi Bayram und Patricia Tuican sind muttersprachliche Fachkräfte in Philippsburg, und erklären Kindern und deren Eltern mit Migrationshintergrund das deutsche Bildungssystem, den Umgang mit Behörden oder die Bedeutung von Förderstellen und Jugendamt. Ihr großer Vorteil dabei: Es gibt keine sprachliche Barriere. Sie beherrschen türkisch, kurdisch, russisch, spanisch, polnisch und rumänisch.

Die Integration der Zuwanderer prägt seit langem die Kommune wie auch die örtliche Politik. 34 Prozent der rund 13.600 Einwohner haben einen Migrationshintergrund, die meisten davon leben in der Kernstadt. Die Fachkräfte arbeiten zum Teil schon viele Jahre in der Stadt. Mit einem neuen Projekt sollen jetzt vor allem jungen Familien mit Migrationshintergrund besser erreicht werden. Es heißt „Philippsburg schafft Chancen für Familien“ und wird gemeinsam mit dem Landkreis realisiert.

„Wir begleiten die Kinder vom Kindergarten bis in die Ausbildungszeit“, erklärt Rahmi Bayram. Die Sprache dient als Türöffner. „Unsere Fachkräfte kennen auch Mentalität und Kultur der Familien oder welche Bedeutung Schule oder Bildung im Herkunftsland haben“, sagt Erich Schweikert, Fachdienstleiter Bildung, Generationen, Sport bei der Stadt Philippsburg. Und seine Kollegin aus dem Landratsamt Karlsruhe, Julia Steinbach, fügt an: „Die drei sind ein Bindeglied. Sie verschaffen den Eltern Informationen, vermitteln Wissen und zeigen ihnen Zugangswege zu einer gesellschaftlichen Teilhabe.“

Wegen der Pandemie war die Betreuung zeitweise schwierig, aktuell sei ein „Echtbetrieb“ möglich. Jedoch hätten sich durch die Krise neue Probleme ergeben, wie psychische Probleme oder fehlende Tagesstrukturen, die den Kindern vor allem durch Kita und Schule geboten werden. Besonders schwierig sei die Situation für Sinti und Roma. Rund 200 Angehörige dieser Minderheit leben in Philippsburg. Ihre Ansprechpartnerin ist Patricia Tuican. Diskriminiert in ihren Heimatländern, bleibt den Roma dort häufig der Zugang zu Bildung und Arbeit verwehrt. Viele von ihnen sind Analphabeten. Für Schule und Ausbildung müsse dort besonders geworben werden. Seit wenigen Monaten hat Tuican Kontakt zu den Familien. „Ich freue mich, wie schnell meine Angebote angenommen werden. Die Leute melden sich inzwischen schon direkt bei mir“, berichtet sie. Zuletzt hatte sie mit einer Gruppe Kinder und Jugendliche im Jugendhaus ein Treffen geplant, um über die dortigen Regeln und das Verhalten allgemein zu sprechen.

Natürlich helfen Beitel, Bayram und Tuican den Kindern direkt, bei Konflikten in Schule oder Kindergarten. Dafür stehen sie mit Schulsozialarbeitern, Lehrerinnen und Erzieherinnen im Austausch. Aber oft geht es darum, deren Eltern zu unterstützen. „Sie in ihrer erzieherischen Kompetenz zu stärken,“ sagt Bayram. Mal fehlt die Krankenversicherung fürs Kind, dann muss die Schuldnerberatung kontaktiert werden oder Hilfe bei Sucht und psychischer Erkrankung vermittelt werden. Nicht in allen Lebenslagen können die Fachkräfte direkt weiterhelfen, aber sie wissen, welche Stellen zuständig sind. Daher sei es besonders wichtig, Angst und Misstrauen gegenüber Behörden abzubauen. „Viele haben in ihren Heimatländern erlebt, dass der Kontakt zum Staat gefährlich sein kann“, sagt Bayram. Swetlana Beitel kennt den Neustart in Deutschland aus eigener Erfahrung. Sie lebte selbst im Übergangsheim, organisierte von dort aus ihr Sozialpädagogikstudium. In ihrer Anfangszeit habe sie vor allem mit jungen Spätaussiedlern über Alkohol und Drogen gesprochen. „Prävention und Aufklärungen waren damals Schwerpunkte“, berichtet sie. Heute werde sie wegen Trennung der Eltern oder beruflicher Überlastung in Familie gerufen. Wem sie einmal geholfen haben, der erinnert sich an die Fachkräfte zurück. „Die Kinder von einst melden sich heute als Jugendliche wieder, wenn es um die Ausbildung geht“, so Bayram.

Philippsburg ist eine Stadt mit Zuwanderungsgeschichte. In den 1950er- und 1960er-Jahren kamen Gastarbeiter aus der Türkei und Jugoslawien nach Philippsburg. Von den späten 1970er Jahren an bis Ende der 1990er gab es dort ein Übergangswohnheim für Spätaussiedler. Und durch die Südosterweiterung der EU kommen seit rund zehn Jahren inzwischen Bulgaren, Rumänen, Polen und Ungarn in die Stadt. „Philippsburg schafft Chancen für Familien“ heißt das gemeinsame Projekt der Stadt Philippsburg und des Landkreises Karlsruhe. 141.000 Euro gibt das Land insgesamt dafür, Laufzeit des Projekt ist 27 Monate. Schwerpunkte sind Armutsprävention, Gesundheitsprävention und frühkindliche Förderung. Desweiteren sollen Netzwerkarbeit und die Qualifikation der pädagogischen Fachkräfte ausgebaut werden.

Die Kooperation auf den Weg gebracht hat der Philippsburger Kinderarzt Peter Zinn. Er wandte sich an Politiker auf kommunaler Ebene wie auch im Land und Bund. Allen Kindern solle es ermöglicht werden durch frühkindliche Bildung in den Kindertagsstätten „grundschulreif“ zu werden. Diese Forderung griff Landrat Christoph Schnaudigel auf. Die muttersprachlichen Fachkräfte sind laut den Verantwortlichen die wichtigste Schnittstelle in diesem Programm. Sie können zwischen Schule, Kindergarten, Ämter und den Eltern mit ihren Kindern vermitteln. leja Einsatz in den Familien: Rahmi Bayram, Swetlana Beitel und Patricia Tuican sind muttersprachliche Fachkräfte in Philippsburg. Mit Hulia Steinbach vom Landkreis und Erich Schweikert von der Stadtverwaltung verwirklichen sie ein neues Projekt, das vor allem jungen Familien helfen soll.

erschienen in den BNN, am 11.11.2021 (Ausgabe 261)

Auftakt STARKwerden

zum Auftakt von STARKwerden, erschienen in den BNN, 16.10.2021 (Ausgabe 240)

Hilfsangebot setzt in Kitas an

Hilfsangebot setzt in Kitas ein. Das Programm „STARKwerden“ zur Förderung von Drei- bis Siebenjährigen geht an den Start.

Von unserer Mitarbeiterin Sylvia Mutter

Bretten. Stark werden sollen Kinder und Jugendliche im Landkreis Karlsruhe. So zumindest sieht es Anna-Kathrin Harlacher, die als regionale Präventionsbeauftragte das Förderprogramm „STARKwerden“ für die Region Bretten koordiniert. Im Oktober fand die Auftaktveranstaltung im Karlsruher Tollhaus statt. Inzwischen ist das Team, das sich aus dem Jugend- wie dem Gesundheitsamt rekrutiert, bei der Arbeit. Harlacher ist zuständig für die Raum Bretten, bestehend aus Gondelsheim, Oberderdingen, Kraichtal, Zaisenhausen, Kürnbach, Sulzfeld und Bretten.

Das Programm umfasst ein breites Angebot für pädagogische Fachkräfte, die mit Kindern im Alter von drei bis sieben Jahren arbeiten. Ziel des Projekts sei, eine gesundheits- und teilhabeförderliche Grundlage für Kinder, deren Familien und für pädagogische Fachkräfte zu schaffen, so Harlacher. Dafür werde bereits in den Kitas angesetzt. Das Angebot umfasst themenspezifische Veranstaltungen, bedarfsorientierte Fortbildungen und eine umfangreiche Organisationsentwicklung zur gesundheitsförderlichen Einrichtung.

Anna-Kathrin Harlacher ist für 54 Einrichtungen zuständig, wobei momentan die Bedarfsermittlung vor Ort im Mittelpunkt steht. „Dabei sind wir auf die Initiative der Mitarbeiter der jeweiligen Einrichtungen angewiesen, die ihren Bedarf durch die tägliche Arbeit am besten beurteilen können“, sagt Harlacher. Die Präventionsbeauftragten fungieren als Lotsen und stehen bereit, mit Fachpersonal vor Ort, also Erziehern und Lehrkräften, zusammenzuarbeiten.

Ihre Tätigkeit bezieht sich nach Angaben Harlachers auf pädagogische, aber auch medizinische Inhalte, wobei der Aufbau von Netzwerken im Vordergrund steht. Ganz konkrete Projekte seien geplant. Beispiele, die Harlacher nennt, sind: ein reibungsloser und gelungener Übergang ins Schulleben, die Schulung der Medienkompetenz der Kinder und Jugendlichen oder ein Waldtag, bei dem sich Kinder aus Kitas und Grundschule begegnen können. Auch Dolmetscher werden eingesetzt, um Sprachbarrieren zu überwinden. Kreativität sei hierbei gefragt, auch wenn die meisten Projekte wegen pandemiebedingter Einschränkungen derzeit nicht durchführbar sind, sagt Harlacher weiter.

Den Kontakt zwischen Kommune, Kitas und Schulleitern herzustellen, ist ein weiteres wichtiges Anliegen. Harlacher selbst möchte vor allem Prozesse anstoßen. „Nachhaltiges Handeln ist mir wichtig.“ Gerne unterstützt sie die Partner vor Ort, die sich indes auch bei ihr melden sollten.

Auch hier hat sie eine Lotsenfunktion inne, um auf neue wie bestehende Angebote und Adressen im Landkreis aufmerksam zu machen. Ganz gleich, ob es um Beratung und Weitervermittlung, Organisationsentwicklung, bedarfsorientierte Fortbildungen oder Online- Fachveranstaltungen geht. 

erschienen in den BNN, am 23.12.2021 (Ausgabe 297)